Die evangelische Wiesenkirche oder Kirche St. Maria zur Wiese in Soest gilt als eine formvollendete westfälische Hallenkirche.
Die Baugeschichte erstreckt sich über Jahrhunderte. An Stelle des romanischen Vorgängerbaus wurde 1313 der Grundstein für die heutige Kirche gelegt.
Die heute das Außenbild bestimmenden Doppeltürme wurden erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet.
Die Türme sind 81 Meter hoch. (Bild oben links: Jahrelang waren beide Türme eingerüstet, Bild 3: im Frühjahr 2014 der Turm erstrahlt mit seiner neuen Fassade.
Das Bauwerk wurde seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Stil der Gotik aus dem südlich von Soest abgebauten Grünsandstein errichtet.
Bild 1 Hauptportal an der Vorderseite. Bilder oben rechts: Marienfigur am Südportal.
Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Portal errichtet und mit ihm die gesamten vorhandenen Ausschmückungen:
die Steinmetzarbeiten im gotischen Stil und auch die Portalfiguren.
Gotische Hallenkirche St. Maria zur Wiese
Die folgenden Fotoaufnahmen sind vom Presbyterium der Ev. Wiese-Georgs-Kirchengemeinde genehmigt worden.
Die Wiesenkirche ist eine Gotische dreischiffige kreuzgewölbte Hallenkirche.
Im Chor zwischen den Glasfenstern (um 1320 bis 1340) stehen heute noch elf überlebensgroße Statuen;
sie bilden die bedeutendste noch an Ort und Stelle befindliche Folge von westfälischen Monumentalfiguren des 14. Jahrhunderts.
Christus und Maria in der Mitte werden seitlich von ehemals zwölf Aposteln sowie Johannes dem Täufer begleitet.
Die Anordnung folgt damit der Figurenfolge im Kölner Domchor.
"Altarraum"
Bild 2: die Skulptur des Heiligen Reinoldus etwa aus dem Jahr 1430 und eine Madonna mit Kind, ebenfalls etwa aus dem 14. Jhd.
Nebem dem Hauptaltar links unter den Hauptchorfenster Bild 1. ist ein ganz besonderes Kleinod eingelassen:
ein Relief aus Alabaster die Dreifaltigkeit: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Dieses Relief ist vermutlich im 15. Jahrhundert in England entstanden.
Gottvater mit Krone und Kreuznimbus sitzt auf einer Thronbank vor dem Sternenhimmel und hält zwischen seinen Knien den gekreuzigten Christus.
Vom Sohn steigt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes zum Vater auf.
Daneben Bild 2. ein Sakramentshäuschen aus der Zeit um 1400 mit einer gemalten Gottesdienstszene.
Der Flügelaltar im Hauptchor des Meisters Conrad von Soest und ist um 1420 entstanden.
Er wird Jacobialtar genannt, weil auf seiner Rückseite (Bild oben rechts) der Apostel Jacobus mit Wanderstab, Hut und Muschel dargestellt ist.
Bild 2: Auf der mittleren Tafel sehen wir eine figurenreiche Darstellung der Kreuzigung Jesu.
Der linke Flügel stellt die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland dar. Auf dem rechten Flügel ist die Sterbestunde Marias, der Marientod, dargestellt.
"Kanzel"
Die Steinkanzel vor dem südlichen Chorpfeiler. Die Steinkanzel wurde vom Dombaumeister Jürgen Prigl geschaffen.
Aus drei Blöcken Anröchter Grünsandstein, das siebenstufige Treppenelement sowie einen unteren Bereich, den Stamm, und einen oberen, die Krone genannt.
"Heiligenbilder"
Bild 1: Am südlichen Turmpfeiler befindet sich das Grabmal von Johannes Sprenger, der von 1567-1581 Pastor der Wiesenkirche war. Bild 2: Kleines Sakramentshäuschen
Bild 2: In der Kapelle am nördlichen Turmpfeiler das Tafelbild mit der -Maria im Ährenkleid- aus dem Jahre 1434.
"Wandmalerei"
Bild 1: Reste der Malerei des Jüngsten Gerichtes aus der 1. Hälfte des 16. Jhs. sind im südlichen Langhaus vorhanden.
Bild 2: Neben der Sakristeitür findet sich eine Wandmalerei von ca. 1370. Dargestellt wird die Verkündigung.
Bild 3: Reste der Malerei des Jüngsten Gerichtes aus der 1. Hälfte des 16. Jhs. sind im südlichen Langhaus vorhanden.
"Sakristei"
Im Winkel zwischen Haupt- und Südchor ist die Sakristei angebaut.
Ein kleiner Raum mit Altar und relativ kleinen Fenstern in prachtvollen Farben mit biblischen Motiven.
Bild 4: Die Sakristei dieser mittelalterlichen Kirche verfügt über einen Ausguss für den in Blut verwandelten Messwein,
es erinnert noch an den Brauch, das Taufwasser und den übriggebliebenen Messwein in geweihte Erde zu gießen.
"Seitenaltäre"
Der Annen- oder Sippenaltar ein Meisterwerk aus dem Jahre 1473 zeigt eine Darstellung der Anna selbdritt
(Der Ausdruck selbdritt ist ein altes Wort für „als Teil einer Dreiergruppe“ oder auch „zu dritt“).
Sie bezeichnet in der christlichen Kunst eine Darstellung der heiligen Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesusknaben.
Der Flügelaltar steht auf einer etwa 100 Jahre älteren Predella.
Die sechs kleinen Bilder links erzählen die Legende von Anna und Joachim, die sechs Bilder rechts die biblische Marienüberlieferung.
Auf rotem Grund mit goldenen Sternen sind drei biblische Szenen zu sehen: Christus als Gärtner mit Maria Magdalena, Anbetung der hl. drei Könige und Christus mit dem ungläubigen Thomas.
An der Nordwand unter dem östlichen Fenster steht ein geschnitzter Altar aus dem 16. Jahrhunderts,
der vermutlich in der Provinz Brabant, möglicherweise in Antwerpen, entstanden ist. Es ist ein Werk des Übergangs von der Spätgotik zur Renaissance.
Der Marienaltar, im rechten Seitenchor, ein frühes Hauptwerk Aldegrevers, ist um 1525 entstanden.
Der geschnitzte Mittelschrein ist im Stil der Spätgotik, die beiden bemalten Seitenflügel sind geprägt von der Renaissance.
Der Marienaltar, auf der Vorderseite der Predella sind drei Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt: die Verkündigung, die Geburt Christi und die Anbetung.
"Fenster"
Die Wiesenkirche mit ihren 33 Fenstern: 5 im Hauptchor, 2 im Nordchor, 3 im Südchor, je 4 in der Nord- und Südwand,
je 3 in der Tauf- und der Gedächtniskapelle, darüber auf den Emporen auch jeweils 3, dazwischen das große Westfenster, dazu 2 in der Sakristei.
Fenster im Seitenschiff über dem Nordportal, das berühmteste und bekannteste von allen, das Fenster mit dem Westfälische Abendmahl.
Das Fenster eines unbekannten Künstlers stammt aus der Zeit um 1500. Es zeigt ein klassisches Abendmahl mit Jesus Christus und den zwölf Aposteln.
Der Künstler hat die Handlung des letzten Abendmahls jedoch nach Westfalen verlegt. Anstelle von ungesäuertem Brot und Wein gibt es die Spezialitäten der Soester Heimat.
Auf dem Tisch steht links ein Schweinskopf, rechts ein Schinken. Der sechste Apostel von links hat einen Bierkrug mit Deckel in der Hand,
am rechten Bildrand trinkt gerade ein Apostel aus einem Bierkrug. Neben dem Schinken stehen auch Schnapsgläser.
Unter dem Tisch steht ein Korb mit westfälischem Brot, ganz rechts am Bildrand hat einer ein Stück Brot in der Hand.
Bild 1: Fenster im Südchor, Links: Verkündigung an Maria. Mitte: Heimsuchung (Maria bei Elisabeth).
Rechts: St. Patroklus und St. Elisabeth von Thüringen. Darbringung Jesu im Tempel. Künstler unbekannt, erbaut 1376.
Bild 2: Fenster über dem Südportal, Wappen. / Maria mit Kind und Pietà von Gottfried von Stockhausen.
Künstler unbekannt, erbaut 1642.
Bild 3: Fenster im Seitenschiff, Strahlenkranzmadonna, Rückenfigur des hl. Patroklus und ein Stifter.
Unten: St. Quirin von Neuss und ein Bischof. Ornamentale Ergänzung von Gottfried von Stockhausen (1965). Künstler unbekannt, um 1500.
Bild 1: Fenster im Seitenschiff, Ornamentale Komposition. Hans Gottfried von Stockhausen, 2001 - 2003.
Bild 2: Fenster im Seitenschiff, Wurzel Jesse. Ornamentale Ergänzung von Gottfried von Stockhausen (1970). Künstler unbekannt, um 1520.
Bild 3: Fenster im Seitenschiff, Ornamentale Komposition. Hans Gottfried von Stockhausen, 2001 - 2003.
Bild 4: Fenster in der Westfassade, Der Heilige Geist als schöpferische Kraft der ganzen Heilsgeschichte. Hans Gottfried von Stockhausen, 2003.
"Taufkapelle"
Unter der Empore vom Chor aus gesehen links befindet sich die Taufkapelle.
Über dem Eingang zur Kapelle erhebt sich auf einem Holzbalken eine geschnitzte farbige Kreuzigungsgruppe
aus dem 15. Jahrhundert. Unter dem Kreuz Maria und Johannes.
In der Taufkapelle steht ein schlichter achteckiger Taufstein aus dem 14. Jahrhundert mit einer bronzenen Abdeckung,
von dem Bildhauer Otto Coester. Unter den Fenstern hängt ein achtteiliger Taufbehang.
Die modernen Fenster in der Taufkapelle, die Hans Gottfried von Stockhausen 2003 schuf.
Die modernen Bilder zeigen Glaubensaussagen über Tod und Auferstehung, Leid und Trost.
"Die Gedächtniskapelle"
Der Tabernakel aus dem frühen 16. Jahrhundert, gefertigt aus Baumberger Sandstein in feinster gotischer Bauart. In der Nische oberhalb steht ein gotischer Engel.
Bild 1: Ein Gedächtnisbuch mit den Namen der Opfer beider Weltkriege.
Bild 2: Links im Bild die kleine Tür, hier geht es hoch zur Orgelempore. Daneben die neugotische Figuren aus Sandstein vom früheren Hochaltar:
Christus, umgeben von Paulus und Johannes dem Täufer.
"Orgelempore"
In der Gedächtniskapelle hinter der alten Holztüre, der Aufgang zur Orgelempore. eng und steil die Steintreppe.
Etliche Stufen bis zur Empore, doch der Blick auf Orgel und Chor ist großartig.
Die Wiesenkirche besitzt auf der Nord-West-Empore eine zweimanualige Orgel mit 32 Registern der Firma Emil Hammer Hannover (1957).
Von der Orgelempore die Aussicht, auf den Chor, den hohen lichtdurchfluteten Kirchenraum. Hier sieht man die beachtliche fast völlige Durchfensterung der Umfassungswände.
Alle Fotoaufnahmen sind vom Presbyterium der Ev. Wiese-Georgs-Kirchengemeinde genehmigt worden. Soest 13. März 2014
Hier nochmals vielen Dank für die freundliche Unterstützung der
Gemeindesekretärin Frau Elke Bastert und dem Gemeindekoordinator Herrn Burkhard Schmücker, der mir seine Wiesenkirche wunderschön präsentierte.